Ikonenkurs |
Kunst als Praxis: meine Auswahl in diesem Kapitel ist außerordentlich restriktiv. Ich habe die Musik ganz beiseite gelassen, obwohl sie bei uns täglich gegenwärtig ist. Nicht alles eignet sich für eine Website. So ist es, das ist der Charme des Ephemeren. Deshalb beschränke ich mich hier auf zwei kürzlich gemachte Erfahrungen, die etwas Neues zu meinem Verständnis beigetragen und meine Perspektive verändert haben. Es handelt sich um die Ikonenmalerei auf der einen, um die chinesische Kalligraphie auf der anderen Seite, zwei geistige Künste, deren jeweilige Technik den exakten Ausdruck ihrer Zielrichtung darstellt. Der hieratische, zeitlose und statische Charakter der ersten, und der von der Bewegung und dem Augenblick bedingte der zweiten scheinen sie zu Gegensätzen zu machen. Und doch zentralisieren beide unsere Kräfte und öffnen sie einer Dimension, die wir mit den üblichen Mitteln nicht erreichen, weil sie über die unmittelbare menschliche Wahrnehmung hinausgeht.
Ich bin der in der Schweiz exilierten georgischen Malerin, Kunsthistorikerin, Ikonenspezialistin und –restauratorin Nina Gamsachurdia 2004 bei der Ausstellung ihrer Werke in der Tonhalle von Zürich begegnet. Diese mit Mineralpigmenten auf Holz gemalten Bilder, die eine jahrhunderte alte Technik und eine ganz moderne, originale künstlerische Sprache miteinander verbinden, haben mich stark beeindruckt. In ihrer träumerische Innerlichkeit wohnen Freude und Leid nah zusammen und vertiefen einander .
Enkaustik KurseDie Enkaustik ist eine sehr alte Maltechnik, die ihre Blütezeit in der griechisch-römischen Antike hatte. Die ersten Ikonen waren ebenfalls mit Enkaustik gemalt. In diesem Fall werden die in Wachs gebundenen Farbpigmente heiss auf den Malgrund aufgetragen. Das bedeutet, dass es schnell gehen muss und man dabei kein Recht auf Irrtum hat: die Wachsschicht trocknet rasch und verträgt kaum Korrekturen. Die Enkaustik Kurse bei Nina Gamsachurdia dauern im Allgemeinen einen Tag und sind voll von Überraschungen.
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